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14.-20.5.17


Botschaft für Herz und Verstand

Psalm 98,1


Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik? Worte können vieles sagen, aber das Leben ist viel mehr, als sich in Worte fassen lässt. Das Evangelium ist eine so große und großartige Botschaft, dass Worte allein sie nur unzureichend wiedergeben. Musik im Gottesdienst ist Verkündigung mit anderen Mitteln. Was sich sprachlich nicht mehr ausdrücken lässt, kann noch durch Musik hörbar gemacht werden.

Worte sind menschliche Versuche, die Weite des Daseins in Buchstaben zu zwängen. Begriffe wirken hölzern und eng. Musik dagegen kann uns gerade die Weite erleben lassen, Unendlichkeit, Ewigkeit. 

Für den Gottesdienst ist die Musik unerlässlich. Denn hier geht es um mehr als Menschliches, um mehr als das sprachlich Fassbare. 

Die Musik braucht im Gottesdienst aber auch das Wort, damit die Grenzen markiert sind, über die sie uns hinausträgt.

Wir hören Musik und wir machen Musik. Wir hören immer wieder die Musik, die unserem Seelenzustand entspricht, bei der wir zur Ruhe kommen, die uns träumen lässt oder die uns aufmuntert, in Stimmung versetzt. Unsere Seele verlangt nach Musik. Aber wir wollen auch Musik machen, zumindest singen, mit überlieferten Melodien dem Befinden unserer Seele Ausdruck verleihen: unserer Freude, unserer Dankbarkeit, unserer Angst, unserem Schmerz, unserer Hoffnung, unserer Sehnsucht. 

Abends am Bett dem Kind ein Schlaflied singen - darin ist alles enthalten: Frieden schenken und Frieden empfangen. Unendliche Weite und doch Geborgensein, Abschied und immerwährende Nähe.

Worte kommen aus dem Verstand und sind für den Verstand. Musik kommt aus dem Herzen und ist für das Herz. Wir bestehen aus Herz und Verstand. Auf beiden Wegen kommt Gott uns nah, und beide Wege führen zu ihm hin.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 23.4.1991)

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