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16.-22.7.17 


Gute Worte - ein himmlisches Geschenk

Epheser 2,8


Ein solcher Satz wie dieser kann an einem vorbeirauschen. Nicht nur dieser Satz. Täglich hören wir ungezählte Worte. Sie gehen durch uns hindurch und fliegen wieder davon. Manches sinkt unbewusst in uns hinein und wird gespeichert. Es kann aber auch sein, dass ein Wort, ein Satz, unsere volle Aufmerksamkeit erregt, dass wir mit einem Mal alle Feinheiten des Klangs mithören und alle Bedeutungen, vordergründige und hintergründige, zu erfassen versuchen. 

Wer etwa zu lebenslanger Haft verurteilt ist, für den hat dieses kleine Wort „Gnade“ eine unermessliche Bedeutung. Für ihn wäre dieses Wort das Angebot eines neuen Lebens. Wo dieses Wort fiele, „Gnade“, würde er da nicht alle Sinne konzentrieren, um zu erfassen versuchen, ob da nicht von ihm die Rede wäre und wie die Chancen für ihn stünden?!

„Glauben“, dieses Wort im kirchlichen Raum so oft benutzt, mag an uns unbemerkt vorübergehen. Wer dagegen zum Beispiel einmal ganz persönlich angesprochen worden ist mit den Worten: „Ich glaube an dich“, der wird sicher noch lange aufhorchen, wo immer dieses Wort fällt. Denn der Klang dieses Wortes weckt Erinnerungen an das Erlebnis der Anerkennung, das so selten und in dieser Form kaum wiederholbar ist.

Wir werden auch kaum selbst einem anderen Menschen gegenüber diesen Satz über unsere Lippen bringen: „Ich glaube an dich.“ Wenn wir diese Worte sagen, werden wir ihr Gewicht noch lange spüren. Denn in diesen Satz haben wir dann sehr viel von uns selbst hineingelegt. Wir haben viel riskiert. Zu solchem Einsatz gibt die Erfahrung nur selten Anlass.

„Ich glaube an Jesus Christus“ - in dieser Wendung hat das Wörtchen „glauben“ allerdings ganz erheblich an Kraft verloren. Wir hören diesen Satz zu oft, er klingt uns formelhaft und lehrsatzmäßig.

Wenn wir Jesus Christus als leibhaftigen Menschen vor uns hätten und ihm sagen sollten: „Ich glaube an dich“, dann würden wir das Gewicht dieses Wortes deutlicher spüren. Denn einen solchen Satz kann man nur in einer ganz besonderen Beziehung wagen.

Wenn wir einmal einem Menschen gegenüber das Bedürfnis haben sollten, ihm einen solchen Satz zu sagen, dann ist das der Glücksfall einer Beziehung, den wir eigentlich nur als Geschenk des Himmels, als Gabe Gottes, bezeichnen können. 

Wenn wir Jesus Christus gegenüber eine solche intensive Beziehung empfinden sollten, dann ist dies in der Tat auch ein wunderbares Geschenk, eine Gnade, wie Paulus sagt, eine Gnade in dem anfangs beschriebenen Sinn: das Angebot eines neuen Lebens.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft am 17. Juli 1990

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