Predigt, Predigten, Predigtsammlung, Bibelauslegung, Andachten, Morgenandachten, Wochenspruch, Wochensprüche, Hoheluft, Hamburg-Hoheluft, Wolfgang Nein, St. Markus

2.-8.4.17


Dienen, ohne zu verdienen


Das Wort „dienen“ erinnert zum einen an alte Zeiten. Da schwingt etwas von „Unterwürfigkeit“ mit. Insofern erscheint es zum einen etwas aus der Mode gekommen. Zum anderen ist es aber ganz modern - in der Zusammensetzung „Dienstleistung“ z. B. Das ist der Fachbegriff für eines der ganz großen und ständig wachsenden Arbeitsfelder: Überall, wo es nicht um das Produzieren von Waren geht, sondern wo sich Menschen mit ihrem Tun anderen Menschen zuwenden, wie beim Frisör, der Frisöse, beispielsweise, da handelt es sich um eine Dienstleistung; das ist jetzt natürlich etwas kurz formuliert. 

Auch in einem anderen Begriff ist das Wort „dienen“ enthalten, wo wir es gar nicht recht merken: im Begriff „verdienen“. Da geht es meist ums Geld, das man, so der eigentliche Sinn, nur bekommt, wenn man „gedient“ hat.

Für Geld ist der Dienst ganz modern - im Sinne der Kundenfreundlichkeit: „Wir sind für Sie da, lassen Sie sich verwöhnen!“ Bei einem 5-Sterne-Hotel wäre das eine reine Selbstverständlichkeit. Da kann man erleben, wie schön es ist, wenn andere alles daran setzen,  es einem so angenehm wie möglich zu machen - und das in steter Freundlichkeit.

Davon können wir etwas lernen - auch wir als Kirche und Gemeinde, wenn auch das Geld für uns dabei nicht das leitende Motiv sein sollte. 

Dem Menschen zu Diensten zu sein, ist die eigentliche Grundhaltung des christlichen Umgangs miteinander, wenn es uns ernst damit ist, unser Leben in der Nachfolge Jesu zu führen. Denn er hat, wie unser Wochenspruch es sagt, sein Leben als Dienst am Menschen verstanden - bis dahin, dass er sein Leben für die Menschen eingesetzt hat. So weit ging seine Liebe zum Menschen! 

Das ist überhaupt das Merkmal von Liebe: für den anderen da zu sein bis zum Letzten. Eine gute Mutter beispielsweise wird ihr Letztes geben für ihr kleines hilfsbedürftiges Kind, bis es schließlich groß genug ist, für sich selbst zu sorgen.  Ohne solche komplette Hingabe wäre ein kleines Kind gar nicht lebensfähig. Die liebevolle Zuwendung Christi zu dem Menschen schlechthin hatte und hat in gewisser Weise auch etwas Lebens- und Überlebensnotwendiges.

Das macht das Leben zum Leben im Sinne einer besonderen Qualität: wenn es sich aus der liebevollen Zuwendung heraus entfalten kann. In der Ehe ist das auch - da, wo es gut läuft - erfahrbar: Besonders schön ist es gerade da, wo sich nicht jeder nimmt, was er braucht, sich sozusagen selbst bedient, sondern wo einer dem anderen gibt, was der andere braucht, dem anderen also zu Diensten ist, wo jeder also von dem lebt, was er von dem anderen geschenkt bekommt. Das ist dann ein wirklich schönes Miteinander.

Dienen in diesem Sinne ist also ganz modern und wird es immer bleiben.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 31. März 1998)

wnein@hotmail.de    © Wolfgang Nein 2013