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5.-11-3.17


Das Böse im Menschen


Der Teufel ist ein Bild für die Quelle des Bösen. Dieses Bild erfüllt zwei Funktionen: Es löst zum einen das Böse aus dem Schöpfungswerk Gottes heraus, indem wir nun sagen können: Das Böse kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel. Zum anderen löst es das Böse vom Menschen: Der Mensch ist nicht böse, sondern er wird von einer fremden Macht, der Macht des Bösen überfallen, gefangen genommen, gezwungen.

Dieses Ablösungsverfahren mag einem wie ein gedanklicher Trick erscheinen, um Gott und den Menschen von etwas Unangenehmem zu befreien und dabei künstlich zu trennen, was in Wirklichkeit zusammengehört. Wir tun jedoch gut daran, uns auf dieses Verfahren einzulassen und Gott, sei er auch der allmächtige Schöpfer, und den Menschen, sei er auch der konkret Handelnde, nicht mit dem Bösen zu identifizieren. 

Indem wir das Böse - personifiziert als Teufel - als eine eigenständige Kraft betrachten, die Gott und dem Menschen gegenübersteht, können wir davon sprechen und uns sagen lassen, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus schickt, um die Werke des Teufels zu zerstören, und dass der Mensch durch Christus aus den Klauen des Bösen befreit wird.

Wir können Gott nur lieben, wenn wir ihn nicht mit der Quelle des Bösen identifizieren. Und Gott kann uns nur lieben, wenn er den Menschen nicht mit der Quelle des Bösen gleichsetzt. Durch das beschriebene Ablösungsverfahren ist verhindert, dass der Mensch das Böse bekämpft, indem er sich gegen Gott wendet, und dass Gott das Böse bekämpft, indem er sich gegen den Menschen wendet. Vielmehr können sich beide in einer Liebesbeziehung verbinden und gemeinsam dem einen Feind entgegentreten. Zu diesem Kampf tragen beide Seiten, Gott und Mensch, ihr Teil bei. Gott liefert uns Jesus Christus, der in seiner Person dem Bösen widersteht und den Schaden, den das Bösen angerichtet hat, auf sich lädt und uns durch seine Zuneigung eine Kraft anbietet, dem Bösen Widerstand zu leisten. Und unser Teil in diesem Kampf ist der, dass wir uns Christus öffnen, uns seine Kraft aneignen und uns mit ihr dem Bösen entgegenstellen. 

Überall da, wo das Böse bekämpft wird, indem der Mensch bekämpft wird, vollzieht sich nicht das, was uns Gott in Christus als Weg anbietet. An Christus erfahren wir, dass dem Bösen wirksam nur zu begegnen ist in der Liebe zum Menschen.

(Morgenandacht von Pastor Wolfgang Nein in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 28.2.1996)

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