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Kirche/Glauben


"Die grundlegenden existentiellen Fragen des Lebens werden bleiben"

Kirche wird immer nötig sein. Der christliche Glaube wird immer gefragt sein. Denn die grundlegenden existentiellen Fragen des Lebens werden bleiben. Es wird immer ein Geheimnis bleiben, woher wir kommen und wohin wir gehen. Über die Grenzen von Geburt und Tod werden wir nicht hinausschauen können. Unser Leben wird eingebettet bleiben in ein großes Geheimnis. Die wenigen Jahrzehnte unseres Daseins werden niemals ausreichen, das Warum des Ganzen zu begreifen.

Die Fragen aber werden immer da sein. Denn wir wollen ja verstehen - nicht nur aus bloßem Interesse. Wir wollen verstehen, weil wir uns grundsätzlich und tagtäglich entscheiden müssen. Zu dem uns ungefragt aufgetragenen Leben müssen wir eine eigene Haltung entwickeln: Wollen wir Ja sagen zum Leben, das so schön sein kann, das aber auch so voller Leid ist? Oder wollen wir uns einfach besinnungslos dahintreiben lassen? Wollen wir Ja sagen zu uns selbst mit unserer Art, die wir uns nicht ausgesucht haben, mit unseren Begabungen, aber auch unseren Unzulänglichkeiten? Wollen wir Ja sagen zu unserem Mitmenschen, zu dem Geschöpf "Mensch" überhaupt, der so Großartiges vollbringen und sich so abgrundtief schrecklich verhalten kann? 

Diese Fragen werden immer auf eine Antwort drängen, weil wir uns irgendwo zwischen Ja und Nein entscheiden müssen. Es gibt nicht die eine Antwort. Aber es gibt viele Versuche, Antworten zu finden. In der Bibel ist uns die Suche vieler Generationen überliefert. In ihnen begegnet uns ein grundsätzliches dankbares Ja zu dieser Schöpfung, ein liebevolles Ja zum Menschen und die Bereitschaft, sich zur Verantwortung berufen zu lassen. 

In den Gottesdiensten feiern wir das Geschenk des Lebens, wir besingen den geheimnisvollen Urgrund dieses Daseins, geben unserer Klage über Not und Unglück und unserer Sehnsucht nach Linderung, nach Heilung an Leib und Seele Ausdruck. Wir bitten um das für uns nicht Machbare und lassen uns stärken für das, was wir selbst tun können.

Es ist gut, dass es die Bibel, den christlichen Glauben - dass es Kirchen und Gottesdienste gibt. Wir werden sie immer brauchen.

Gemeindebrief St. Markus, Hamburg-Hoheluft

Oktober-November 2005

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