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3.3.-9.3.19


Lohnt sich das?

Lukas 18,31


Jesus geht dem Leiden bewusst entgegen. Nach alttestamentlicher Weissagung wird der Menschensohn den Heiden, d. h. hier den Römern, überantwortet werden. Er wird verspottet, geschmäht, gegeißelt und getötet werden. Das alles um der Menschen willen, den Menschen zugute.

Wenn wir uns in ähnlicher Situation befänden, wenn wir uns in irgendeiner Weise zum Ziel gesetzt hätten, unseren Mitmenschen zu dienen, und nun vorausblicken und erkennen: Wenn wir diese Aufgabe weiter wahrnehmen wollen, dann werden uns erhebliche Opfer abverlangt, dann werden wir körperlich leiden und vielleicht sogar unser Leben drangeben müssen. Wenn das unsere Perspektive wäre, würden wir uns dann  nicht fragen: Lohnt sich das? Lohnt es sich, sich für andere aufzuopfern?

In allen Bereichen der sozialen Arbeit stellt sich diese Frage. Wo sich einer seine Aufgabe nicht von vornherein allzu leicht macht, sondern sich ganz in seine Arbeit hineinbegibt, stellt sich früher oder später die Frage: Lohnt sich das? Wer bereit gewesen ist, eine zeitlang Opfer auf sich zu nehmen, kommt nicht selten zu dem Schluss: Nein, es lohnt sich nicht. Denn die Opfer stehen in keinem Verhältnis zum Erfolg. Der Einsatz bringt letztlich nichts oder allzu wenig. Und, um noch einen Satz aus dem Volksmund hinzuzufügen: „Undank ist der Welt Lohn.“ Der gute Wille findet oftmals keine Anerkennung.

Wenn wir dennoch für eine soziale Aufgabe persönliche Opfer auf uns nehmen, hat es nicht selten den Grund, dass wir selbst doch einen Gewinn dabei haben. Wer als Entwicklungshelfer ins Ausland geht, mag es z. B. auch aus Freude am Abenteuer und am Exotischen tun.

Wenn Jesus hier nach Jerusalem hinaufgeht und bereit ist, um seiner Mitmenschen und um aller künftigen Generationen willen persönliches Leid auf sich zu nehmen, können wir davon ausgehen, dass er weiß, was er tut. Er tut es nicht, weil er Illusionen hätte über den Menschen. Er tut es auch nicht um seiner selbst willen. Es ist ein reiner Akt der Liebe. Dass er sich darauf einlässt und dass dies sogar ein groß angelegter Plan Gottes ist, zeigt, dass er bei aller realistischen Einschätzung des Menschen, bei aller negativen Erfahrung den Menschen doch eines solchen Opfers, seines persönlichen Opfers für wert hält. Diese Haltung können wir gar nicht hoch genug bewerten.

Diese Hingabe Christi motiviert immer wieder Menschen in ihrer eigenen Arbeit und in ihrem Umgang mit den Mitmenschen. Wenn wir da Enttäuschungen erleben, können wir uns das Bild Christi vor Augen halten.

Seine letztlich unbegründete Liebe zu uns ist eine tragfähige Grundlage für ein menschenwürdiges Leben in Zuneigung und Hingabe.

(Morgenandacht von Pastor Wolfgang Nein in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 15.2.1983)

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