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26.1.-1.2.20


Wer kommt in den Himmel?

Lukas 13,29


Das Reich Gottes ist ein Bild der Zukunft. Es steht für das, wofür Jesus gekommen ist, wofür er gelebt und gelitten hat, wofür er gestorben und auferstanden ist, was in ihm angefangen hat und was vollendet sein wird in einer Zukunft, die wir zeitlich nicht bestimmen können. Was der Schöpfer am Anfang nach Vollendung seines Schöpfungswerkes sagte: „Siehe es ist sehr gut!“, das wird er dann noch einmal und dann endgültig sagen können. Ob dieses vollkommene Reich in dieser Welt oder in einer jenseitigen sein wird, mag dahingestellt bleiben.

Wir leben derzeit jedenfalls noch in der Phase des „Es ist doch nicht so gut wie gedacht und geplant“, in der Phase des Unvollkommenen, des Fragmentarischen. Das Reich Gottes oder den Himmel, wie wir volkstümlicher auch sagen können, tragen wir als Bild in uns.

„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“, beten manche Eltern mit ihren Kindern.

Wie komme ich in den Himmel, in das Reich Gottes? Wer wird da hineinkommen? Werden es viele sein oder wenige? Die Zeugen Jehovas haben da so ihre Vorstellungen. Das Neue Testament bewegt diese Frage auch hin und her. Viele, die meinen, sie würden hineinkommen, kommen nicht hinein, heißt es. Und viele, die nicht damit gerechnet haben, werden doch hineinkommen. Wir sollen uns das nicht selbst ausrechnen können, aber wir sollen uns um ein Leben bemühen, das auf das Reich Gottes hin ausgerichtet ist, das vor höheren göttlichen Maßstäben Bestand haben könnte.

Hinter unserem Wochenspruch, einem Wort Jesu, steht eine gewisse Polemik. Nicht ihr, sagt Jesus seinen Zuhörern, sondern vielleicht Außenstehende, Weithergereiste - aus dem Osten und dem Westen, dem Norden und dem Süden - werden zuerst in den Himmel kommen. Das wird seine Zuhörer nicht erfreut haben. Diese Polemik erklärt sich aus der Kampfsituation der frühen Christenheit heraus. In einer solchen Kampfsituation befinden wir uns nach meiner Einschätzung jetzt nicht.

Für uns bleibt aber die Frage nach einem, theologisch formuliert, nach einem gottwohlgefälligen Leben. Wie können wir so leben, dass jetzt schon ein bisschen mehr Himmel erfahrbar wird? Was können wir dazu beitragen? Wie am Ende unser Bemühen von einem höheren Richter bewertet wird, müssen wir allerdings dahingestellt sein lassen.

Das Erscheinen Jesu wirft die Wertefrage neu und verstärkt auf, eröffnet uns aber für den Fall unseres Versagens die Möglichkeit weiterer ernsthafter Bemühungen. Ohne Vergebung würden wir auf dem Weg in den Himmel gar nicht vorankommen.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, am 23.1.2001)

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