Frieden stiften ohne militärische Waffen
Matthäus 5,9
Wenn sich in einer Diskussion über den Frieden die Gemüter erhitzen und die Gesprächspartner sich zu zerstreiten drohen, fällt nicht selten der Satz: „Wir alle wollen doch den Frieden – nur über den Weg sind wir uns nicht einig.“ Dieser Satz erweckt den Eindruck, als wäre dies der entscheidende Schritt: dass wir den Frieden wollen, und als wäre es von untergeordneter Bedeutung und letztlich beliebig, auf welchem Weg wir den Frieden anstreben.
Die moderne Waffenentwicklung hat Zweifel daran aufkommen lassen, dass jeder Weg zum Frieden rechtens sei. Auf der einen Seite werden uns zwar immer noch die schrecklichsten Massenvernichtungsmittel als Garanten des Friedens angepriesen, so als heiligte der Zweck die Mittel. Auf der anderen Seite haben aber z. B. die Delegierten von über 300 Kirchen auf ihrer Weltkonferenz in Vancouver im Juli / August dieses Jahres (1983) die Herstellung, Stationierung und den Einsatz von Atomwaffen als Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnet.
Angesichts der Gefährlichkeit moderner Waffen sind viele Christen nicht mehr davon überzeugt, dass militärische Macht überhaupt noch ein legitimes Mittel zum Frieden ist. Sie entdecken neu Jesus Christus, der den politischen und gesellschaftlichen Mächten mit äußerlicher Schwäche, dafür aber mit unüberwindlicher innerer Kraft entgegengetreten ist. Der von Christus ausgehenden geistigen und geistlichen Kraft vertrauen sie sich zunehmend an. Sie wissen, dass der Weg der äußeren Schwäche ein Weg des Leidens ist. Es drängt sich ihnen aber mehr und mehr als Gewissheit auf: Frieden stiften heißt heute: Zum Leiden bereit sein.
Dieser Weg ist nicht einer, den wir anderen empfehlen könnten. Aber wir können ihn für uns selbst gehen. Und wir können allen, die ihn zu gehen und mitzugehen bereit sind, Mut machen, beistehen und sie mit unserer Fürbitte begleiten.
(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, November 1983)