Predigt, Predigten, Predigtsammlung, Bibelauslegung, Andachten, Morgenandachten, Wochenspruch, Wochensprüche, Hoheluft, Hamburg-Hoheluft, Wolfgang Nein, St. Markus

27.12.20-9.1.21


Was haben wir von Jesus Christus?

Johannes 1,14b

     

Die Wahrheit über unser Leben, die Wahrheit über den Menschen, auch über uns ganz persönlich, die Wahrheit über das ganze Dasein, über Gott und die Welt – wir wüssten sie so gern. Aber würden wir sie aushalten – die „bittere“ Wahrheit?

Die Wahrheit begegnet uns in menschlicher Gestalt – im doppelten Sinne des Wortes. Sie begegnet uns im Menschen Jesus Christus. Und in ihm begegnet sie uns menschlich im besten Sinne des Wortes, so, dass wir sie aushalten und annehmen können.

Zur „bitteren“ Wahrheit gehören die vielen Schrecklichkeiten des Daseins und des Menschen. Das Leben ist nicht einfach. Wir sind mit vielem überfordert. Das Leben ist voller Mühsal, voller Not und Elend, voller Leid – auch unabhängig vom Menschen. Naturkatastrophen können unermessliches Leid verursachen. Das Fressen und Gefressenwerden in der Natur kann uns zutiefst erschrecken, wenn wir es einmal bewusst wahrnehmen.

Und der Mensch: Wie unfasslich böse und grausam kann er manchmal sein!

Zur „bitteren“ Wahrheit gehört überhaupt das Unbegreifliche. Wir geraten immer wieder in Situationen, in denen wir fragen: „Warum?“ und manchmal ganz persönlich: „Warum gerade ich?“ und wissen darauf keine Antwort.

Die Wahrheit hat aber nicht nur diese bittere Seite. Sie hat auch eine schöne, eine geradezu unglaublich schöne Seite. Die bunte Vielfalt in der Natur lässt uns manchmal andächtig staunen, die kunstvoll gestalteten Blüten der Blumen, die Farben- und Formenpracht der Fische im Meer, der blaue Himmel geschmückt mit der Sonne und vielgestaltigen Wolken und dem Regenbogen und nachts der Mond und die Sterne am dunklen Firmament.

Und der Mensch: Auch der Mensch kann wunderbar schön sein. Er kann gut und selbstlos und sehr  liebevoll sein. Er kann erstaunlich kreativ sein und großartige Leistungen vollbringen.

Das Schöne und das Erschreckende, das Gute und das Böse, Freud und Leid können wir nicht auf einen Nenner bringen. Aber wir sind da und stehen vor der Aufgabe, die Jahrzehnte unseres Daseins zu gestalten.

Wie  können wir diese Aufgabe in einem guten Sinne wahrnehmen? Auf diese Frage können wir in demjenigen eine hilfreiche Antwort finden, dessen Geburt wir zu Weihnachten feiern und den unser Wochenspruch als Sohn Gottes beschreibt. In ihm begegnet uns menschliche Anteilnahme mit all den Problemen, die wir mit dem Menschen, mit uns selbst, mit unserem Leben und dem ganzen Dasein haben. Er spricht uns zwar auf unsere Verantwortung an. Er lässt uns aber auch und vor allem Verständnis für unsere Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit spüren. Und er lässt uns Hilfe zuteil werden. Er vermittelt uns eine erlösende Botschaft und bezeugt sie mit der Hingabe seines Lebens: dass der Schöpfer allen Seins Gnade vor Recht ergehen lässt und uns hilft, dieses Leben zu bestehen.

(Hamburg-Hoheluft, 19. Juni 2015

wnein@hotmail.de    © Wolfgang Nein 2013