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12.11.-18.11.17


Jetzt - und nicht erst morgen

2. Korinther 6,2


Jetzt - und nicht erst morgen - ist die erfüllte Zeit, nicht erst am Feierabend, nicht erst am Wochenende, nicht erst im Urlaub, nicht erst im Ruhestand. Schon jetzt ist unsere Zeit „Zeit der Gnade“, geschenkte Zeit, jedes neue Lebensjahr, jeder Tag, jeder Augenblick.

Manchmal sagen wir - und sind zutiefst erfüllt von diesem Wunsch: „Jetzt müsste die Zeit stehenbleiben!“ - in Momenten höchsten Glücks. Manchmal sind wir voll ergriffen vom Wunder des Lebens, wenn nach Monaten bangen Wartens das Kind gesund geboren ist. Und manchmal wird für alle zur geschichtlichen Erfahrung, dass heute der Tag des Heils ist: als sich die Mauer öffnete und das kaum noch Geglaubte Wirklichkeit wurde.

Paulus hat seine Zeit als Zeit der Gnade erlebt und geglaubt, weil Christus gekommen war und in Kürze wiederkommen würde. Gottes Liebe hatte sich offenbart. Noch zu seinen Lebzeiten, so glaubte Paulus, würde sich die Welt in das Reich Gottes verwandeln.

Wir haben in den Jahren nach Paulus, in den Jahrzehnten, den Jahrhunderten, den fast zwei Jahrtausenden nach Paulus lernen müssen und müssen es weiter lernen, dass die Vollendung des Reiches Gottes noch auf sich warten lässt. Dennoch hat der Glaube des Paulus Bestand. Sein Glaube bedeutet Lebenskraft. Wir können darauf nicht verzichten: „Jetzt ist die Zeit der Gnade!“ Der Glaube an dieses Jetzt hat seine Berechtigung: Unser Leben, jeder Tag unseres Lebens ist ein Geschenk. Die Liebe Gottes in Christus ist als lebendige Kraft gegenwärtig. Wir brauchen nicht mehr nur zu warten, wir haben schon empfangen, wir sind schon angekommen - wie Christus oftmals sagte: „Wer Ohren hat, der höre, wer Augen hat, der sehe.“

So vollzieht sich unsere christliche Existenz - zwischen Hoffen auf Erfüllung und Erfülltsein von der Gnade. Da schwanken wir hin und her - je nach Stimmungslage und abhängig von dem Eindruck unserer täglichen Erfahrungen. Im Gottesdienst feiern wir die Gegenwart des Heils. Das brauchen wir: die Stärkung, dass zum Erlebnis und zur Erfahrung wird: Gott ist uns nah. Seine Liebe in Christus ist Wahrheit und Wirklichkeit. 

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, 8. November 1994)

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