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16.-22.12.18


Er kam unaufhaltsam

Jesaja 40,3.10


 „Gewaltig“ - dieses Wort der modernen Umgangssprache klingt unangemessen, wenn wir es auf das Kommen Jesu Christi beziehen, denn gewaltig ist sein Kommen nicht. Auf die Geburt eines Kindes ist dieses Wort schon gar nicht gut anwendbar. Auch wenn wir das ganze Leben Jesu bedenken, mag uns diese Bezeichnung kaum besonders gut geeignet erscheinen, die Art des Auftretens Jesu zu charakterisieren.

Ein kleines Kind armseliger Eltern, das an unbedeutendem Orte ganz außerhalb des öffentlichen Geschehens unter widrigen Umständen das Licht des Lebens erblickt hat, und später ein Mann, der in seinem Leben nichts Nennenswertes an materiellen Gütern besessen hat, über keine politische und militärische Macht verfügte - dessen Erscheinung kann nicht gewaltig gewesen sein. Keine äußere Stärke kennzeichnete ihn; aber die innere Stärke machte sein Auftreten unaufhaltsam. „Unaufhaltsam“ - dieses Wort scheint mir geeigneter zu sein.

 Jesus Christus kam unaufhaltsam in die Welt hinein. Seine Geburt konnte nicht verhindert werden. Den Nachstellungen des Herodes entging er, auch später den Nachstellungen der herrschenden religiösen Kreise, bis er seinen Auftrag erfüllt hatte. Ein göttlicher Auftrag in einem göttlichen Plan in der Kraft Gottes, so müssen wir schon sagen - da konnte menschliches Ränkeschmieden nichts ausrichten. Selbst die vermeintliche Niederlage verwandelte sich in Triumph.

Überhaupt sollte sich zeigen, dass alles, was so schwach und zerbrechlich, so unbedeutend aussah wie eine - ich möchte es mal auf Französisch sagen - wie eine „quantité négligeable“, also wie eine zu vernachlässigende Größe aussah, das war eine unaufhaltsame Kraft, die schließlich viele Menschen verwandelte.

Dem Herrn ist der Weg nicht bereitet worden. Das konnte ihn aber nicht hindern. Es steht uns aber gut zu Gesicht, ihm den Weg zu ebnen, damit er unter uns etwas ausrichten kann und wir ihm damit die Ehre geben, indem wir auf sein Entgegenkommen angemessen antworten.

Nachdem wir nun wissen, was sein Auftreten in unserer Welt zu bedeuten hat, und wir nicht mehr im Dunkeln tappen, ist es angemessen, dass wir nun unsererseits auf ihn zugehen und aus dem Weg räumen, was uns trennt.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft, 14. Dezember 1982)

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