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4.-10.8.19


Dazugehören ohne Ansehen der Person

Epheser 2,19


Es kann etwas unangenehm sein, in eine Gesellschaft eingeladen zu sein, in der man niemanden kennt. Das Gefühl zu haben, die anderen sind sich untereinander bekannt, nur man selbst kennt niemanden, gibt einem das Gefühl, außen vor zu sein, nicht dazuzugehören. 

Dieses Gefühl der Fremdheit ist nicht schön. Auf einer Feier, auf der die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen, lässt sich dieses Gefühl in der Regel mit einer kleinen Anstrengung schnell beseitigen. Der Smalltalk schafft eine oberflächliche Verbindung. Man merkt: Hier kennen sich viele gar nicht so genau. Den anderen geht es auch nicht anders. Jeder möchte dazugehören, sucht Kontakte.

Wenn man am Ende etwas unbefriedigt nach Hause geht, weil alles im Unverbindlichen geblieben ist, so ist einem doch klargeworden: Man hätte den einen oder anderen doch näher kennenlernen können und sich noch einmal verabreden können. Man freut sich dann vielleicht sogar auf die nächste Feier. 

Wer Kontakte sucht, hat die Chance: Aus Fremden können bei solcher Gelegenheit - mit etwas Glück und Anstrengung - Bekannte und schließlich Freunde werden.

Man kann sich auch andere Situationen vorstellen: Man kommt in eine Gesellschaft, wo man sofort spürt: Hier bist du falsch am Platz. Hier gehörst du nicht dazu. Die sind anders. Man hat das Gefühl, falsch angezogen zu sein, den falschen Beruf zu haben, die falsche Gehaltsgruppe. Und man bekommt schnell zu spüren: Du gehörst nicht zu uns.

Unsere Gesellschaft ist eingeteilt in geschlossene Gruppen. Bei aller Demokratie und Offenheit gibt es Grenzen zwischen Gruppen, die durch einfache Mechanismen aufgebaut und aufrecht erhalten werden - ohne Zwang und große Worte, einfach über den Preis zum Beispiel. Wo es sehr teuer ist, bleiben die anderen ganz von allein draußen. Im übrigen merkt man schon, wo man hingehört.

Der eben beschriebenen Erfahrung, nicht dazuzugehören, setzt man sich nicht ohne Not aus. Da geht man eben nicht hin, wo man nicht hingehört.

Kirche ist ein Raum, wo es diese sozialen und wie immer gearteten Grenzen nicht gibt, und wenn es sie doch gibt, es sie nicht geben darf. Hier gehört jeder dazu: ob mit Schlips oder ohne, ob Sozialhilfe oder gut gefülltes Bankkonto. 

Das Abendmahl feiert in besonderer Weise diese grenzenlose Gemeinschaft. Sie ist unserer Realität voraus. Sie ist dennoch auch eine Wirklichkeit - und für uns Anspruch und Ziel: Durch den, der einlädt, ist niemand mehr nur Gast und Fremdling, sondern Mitbürger einer Gemeinschaft in Christus und Hausgenosse Gottes, wie Paulus es formuliert.

(Morgenandacht in St. Markus, Hamburg-Hoheluft am 31. Juli 1990)

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